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18.09.2023

Anhörung von Marie Sophie Elisa Beimen und Kristin Napieralla im Petitionsausschuss

Freiwilligendienste stärken

Marie Sophie Elisa Beimer und Kristin Napierella

Marie Sophie Beimen war es mit ihrer Petition gelungen, über 100.000 Unterschriften zu sammeln, in der sie mit ihren Unterstützer*innen für eine bessere Ausstattung der Freiwilligendienste geworben hat. Am 18. September hatte sie nun Gelegenheit, Ihre Forderungen noch einmal zu vertreten. Unterstützung erhielt sie von Kristin Napieralla, Sprecherin der Bundesarbeitskreises FSJund zugleich Referentin für das FSJ im Paritätischen Gesamtverband.

Marie Sophie Elisa Beimen hatte zunächst Gelegenheit, Forderungen  der Petition noch einmal zu erläutern.

  • Erhöhung des Taschengelds, damit Freiwillige sich ihren Lebensunterhalt selbst absichern können.
  • Kostenfreie Nutzung der ÖPNV und der Bahn (Freie Fahrt für Freiwillige)
  • Beseitigung der strukturellen Benachteiligung für Menschen, die aus finanziell schwachen Familien kommen (keine Anrechnung des Taschengelds auf das Familieneinkommen, die Bürgergeld beziehen)
  • Zugangsbarrieren abbauen

Freiwilligendienste seien in ihrer jetztigen Form noch viel zu exklusiv, erläuterte sie ihre Forderungen. Für Freiwillige aus sozial schwachen Familien reiche das Taschengeld nicht aus, um den Lebensunterhalt alleine zu bestreiten. Daher sei der Zugang für diese Menschen erschwert. Andererseits ermögliche aber ein Freiwilligendienst Vorteile bei der beruflichen Orientierung, man erwerbe Kompetenzen, die auch für die Bewerbung Vorteile bieten oder würden auf das Studium angerechnet. Von all diese Vorteilen seien aber junge Menschen ausgeschlossen, wenn sie keine Unterstützung für den Freiwilligendienst durch Eltern bekommen. Wir reproduzieren Bildungsungerechtigkeit, die wir im Schulbereich haben und grenzen Menschen aus bildungsfernen und sozial schwachen Familien aus, wenn wir keine attraktiven Rahmenbedingungen schaffen.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Delegöz verwies auf die Pläne, die Höchstgrenze beim Taschengeld gesetzlich ändern zu wollen. Kristin Napieralla begrüßte die Pläne, wies dann aber darauf hin, dass die Erhöhung des Taschengelds allein zu Lasten der Einsatzstellen gehe, da der Bund sich nicht an der Refinanzierung beteilige.

Auch die Frage, welche Auswirkungen die Petentin aufgrund der Kürzungen befürchte, konnte sie klar benennen:

  • Die Diversität der Einsatzstellen werde leiden, wenn kleine Einsatzstellen mit einem besonderen Angebot keine Freiwilligen mehr hätten
  • Die Mittelkürzung wird zum Abbau von pädagogischen Personal führen, sodass die engmaschige Betreuung wohl nicht mehr möglich sei
  • An den Ausgaben für Seminare müsste gespart werden, sodass die Qualität leidet.

Die Freiwilligendienste würden an Attraktivität wohl insgesamt verlieren. Kristin Napieralla ergänzte, dass die Träger Sorge um ihr Personal hätten, einerseits weiterhin gutes Personal zu bekommen und andererseits Befürchtungen, dass Leute aufgrund der Kürzungsdiskussion kündigten. Auch die Thematik der Qualität der Seminare und die steigenden Kosten für Übernachtungsseminare, für gute Referenten treibe die Träger um. Daher ergänzte die Petentin, dass die Träger Planungssicherheit für ihre so wichtige Aufgabe bräuchten.

Eindrucksvoll schilderte die Freiwillige auch die andere Seite der Kürzungen, was eben wegfalle. Sie erläuterte die Bedeutung der Freiwilligendienste für die Menschen in den Einrichtungen, den Teams und der Gesellschaft darzustellen. "Wir können keine Fachkräfte ersetzen", so ihr Statement, "aber wir können die völlig überarbeiteten Fachkräfte entlasten" und ergänzte: "Stellen Sie sich vor, sie sind alt und erfahren, dass sie Krebs haben und es gibt niemanden mehr, mit dem sie das teilen können. Dann sind Freiwillige wichtig, weil sie sich anders als Pflegekräfte die Zeit nehmen können, zuzuhören, die Hand zu halten, da zu sein".

Freiwilligendienste sind bedeutsam, betonte sie, denn wir erhalten dem kaputt gesparten Sozialbereich ein sehr großes Stück Menschlichkeit. Diese Menschlichkeit droht wegzufallen." Dann ergänzte sie andere Beispiele, wo Freiwillige Bezugspersonen für die Menschen in den Einrichtungen sind. "Für diese Menschen ist jeder Freiwillige, der weggespart wird, ein Freiwilliger zu viel", so ihr Resume und sie appellierte an die Politiker*innen, die Kürzungen zurückzunehmen, denn "die Kosten, die sie einsparen wollen, stehen in keinem Verhältnis zur Schaden, der daraus.

Die ganze Anhörung zum Mitschauen und Mithören: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw38-pa-petitionen-965232